Trainingswohnung
Was kommt nach der Schule? Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler auf ein möglichst selbstbestimmtes und eigenständiges Leben vorbereiten. Eine eigene Perspektive entwickeln, sich mit möglichen Formen des Wohnens auseinander zu setzen gehört genauso dazu wie die Vorbereitung auf die Arbeitswelt im Rahmen der Berufsorientierung.
Viele unsere Schülerinnen und Schüler träumen von einer eigenen Wohnung, in der sie allein, mit Freunden oder einem Partner leben können. Wohnheime für behinderte Menschen entsprechen nicht ihren Vorstellungen. Immer mehr Träger bieten das Betreute Wohnen an und unterstützen damit den Wunsch nach größtmöglicher Selbstständigkeit.
Doch das Wohnen will gelernt sein. Es ist nicht so leicht, Verantwortung für das eigene Zuhause zu übernehmen:
- selbst für die Mahlzeiten sorgen
- Zimmer und Wäsche sauber halten,
- sinnvoll und sparsam einkaufen, eine Haushaltskasse verwalten
- Haushaltsgeräte bedienen
- Freizeit sinnvoll gestalten
All dies sind Kompetenzen, die entwickelt werden müssen. Das Wohnen trainieren bedeutet, Abläufe immer wieder einzuüben, um so Routine zu entwickeln.
Zu diesem Zweck hat die Stadt Wuppertal uns die ehemalige Hausmeisterwohnung zur Verfügung gestellt. Die Wohnung besteht aus einer Küche, einem großen Wohn- und Essraum drei Jugendzimmern, einem geräumigen Bad und einer Gästetoilette. Zudem gibt es einen separaten Eingang.
Die Ausstattung und Einrichtung der Wohnung wurde im Rahmen eines Unterrichtsprojekts mit der Klasse G der Berufspraxisstufe im Schuljahr 2011 /2012 vorgenommen. Die Schülerinnen und Schüler haben mit ihren Lehrkräften und einer Mediendesignerin gemeinsam überlegt, wie die Räume eingerichtet werden können. Dabei haben sie gelernt welche Räume welchen Zweck haben und welche Möbel hineingehören. Die Jugendlichen brachten viele eigene Vorschläge und Gestaltungsideen mit ein. Gemeinsam wurden Entwürfe gezeichnet, Kataloge durchgeblättert, Preise verglichen und Einkaufslisten erstellt.
Dann haben die Schülerinnen und Schüler in den Möbelhäusern die Möbel ausgesucht, eingekauft und in der Wohnung aufgebaut. Für alle war es ein tolles Erlebnis, den zukünftigen Arbeits- und Wohnraum so eigenständig zu gestalten.
Unterrichtsalltag
In der Wohnung findet der normale Unterricht statt, zudem werden einige Bereiche des Wohntrainings ausprobiert.
In der Wohnung können realitätsnah und alltagstauglich alle Aufgaben und Tätigkeiten des Wohnens erlernt und immer wieder geübt werden. Dieses konkrete, handlungsbezogene Lernen in sinnvollen Zusammenhängen ermöglicht unseren Schülerinnen und Schülern eine nachhaltige Entwicklung von Kompetenzen.
Alle Schülerinnen und Schüler zeigen eine besondere Motivation die selbst eingerichtete Wohnung pfleglich zu behandeln, sauber zu halten und weiter zu gestalten.
Wohntraining
Neben dem Einbezug der Tätigkeiten in den Unterrichtsalltag haben einige Schülerinnen und Schüler der Berufspraxisstufe die Möglichkeit, die Wohnung für ein intensives Training über eine ganze Woche zu nutzen. Dies erfolgt in kleinen Gruppen und mit Betreuung durch bekanntes Personal zeitgleich mit den Schülerpraktika. Hier haben die Jugendlichen dann die Gelegenheit herauszufinden, was sie schon selbstständig können und wo sie noch etwas dazulernen wollen oder wo sie voraussichtlich langfristig Hilfe benötigen. Diese Erkenntnisse ermöglichen den Jugendlichen eine realistische Selbsteinschätzung und versetzen sie in die Lage, eigene Entscheidungen zum zukünftigen Wohnen zu treffen.
Schuljahr 2013/14
In diesem Schuljahr wird die Trainingswohnung bereits das dritte Mal von einer Berufspraxisstufenklasse genutzt. Das neue Konzept sieht vor, dass es sich hierbei jeweils um eine Klassengruppe handelt, die im letzten Schulbesuchsjahr ist.
Schon nach einer kurzen Eingewöhnungszeit von wenigen Wochen, sind die Schülerinnen und Schüler in ihrem neuen Lernumfeld angekommen. Während des Unterrichts werden die verschiedenen Räume der Wohnung gerne zum Arbeiten in Kleingruppen oder auch zur
Einzelförderung genutzt. Aber auch die Möglichkeit, sich in Pausenzeiten zu Gesprächen und zum chillen zurückziehen zu können, wird mit Begeisterung angenommen.
Auch im dritten Durchgang gibt es noch Verbesserungsvorschläge für die Einrichtung der Trainingswohnung. So hat sich gezeigt, dass im Arbeitszimmer eine Verlängerung des Schreibtisches sinnvoll ist oder der Stauraum für den Wäscheservice einfach zu klein für alle Materialien ist. Zudem hat der große Wohn- und Arbeitsraum nun endlich die lang ersehnten Sonnenrollos bekommen und ein verbessertes Beleuchtungssystem ist angekündigt.
Wir sind froh, dass der Etat der Trainingswohnung die Anschaffungen in diesem Schuljahr noch ermöglichen konnte. Nun darf uns aber auch kein erneuter Wasserschaden mehr nach den Sommerferien erwarten oder andere Dinge einfach kaputt gehen. Vielleicht haben wir nochmal Glück und erhalten eine erneute Spende. Wer weiß!